Eichhörnchen-Beobachtungen

24. Oktober 2020 Allgemein

Vor meinem Arbeitszimmer steht sie. Wiegt im Wind. Spendet Schatten. Ist Lebensraum. Ernährt. Versorgt mit Sauerstoff.

Eine Tanne.

Imposant und unerschütterlich überragt sie die Nachbarsbäume und auch alle Häuser in der Gegend. Eine Tanne lässt sich gut erkennen: ihre Zapfen stehen im Gegensatz zu denen von Kiefern aufrecht. Ebenfalls bleiben die sogenannten Spindeln – das Rückgrat der Zapfen am Ast stehen. Deswegen findet man kaum ganze Tannenzapfen auf dem Boden. Sie werden immer stückweise verweht, oder was ich die letzten Tage beobachten konnte verspeist. Kiefernzapfen fallen immer als Ganzes vom Baum. Wie alle Nadelbäume verlieren sie im Gegensatz zu ihren belaubten Brüdern und Schwestern im Winter nicht ihre Blätter.

Eichhörnchen im Regen auf Tanne
Auch bei Nieselregen immer auf Futtersuche

Vor Corona habe ich dank der Nähe zu meinem Arbeitgeber und dem schönen Bürogebäude maximal einen Tag im Monat im Homeoffice verbracht. Das hat sich dank Covid19 komplett ins Gegenteil gekehrt. So hatte ich jetzt die Gelegenheit die Tanne zum ersten Mal wirklich wahr- und unter Augenschein zu nehmen.

Meinen Berufsalltag gestalte ich größtenteils mit Telefonkonferenzen und Abstimmungen. Dabei durchstreife ich gerne die Wohnung. Das macht mich aufmerksamer, als nur versunken im Schreibtischstuhl zu sitzen. Dabei habe ich auch die wunderbare Gelegenheit, beim Nachdenken und Brainstormen aus dem Fenster zu schauen und das Stück Natur zu bewundern was es dort auf der Tanne gibt.

Ein regelmäßiger Besucher, bzw. es sind mindestens drei verschiedene, sind die Eichhörnchen, die die Tanne als ihr Revier, Lebensraum und Nahrungsquelle auserkoren haben.

“Ahh warte, ich muss eben ein Eichhörnchen fotografieren” habe ich mich schon mehrmals in verschiedenen Videokonferenzen sagen hören, als ich da nebenbei eins im Geäst habe turnen sehen. Meine Kamera steht mittlerweile mit dem großen Teleobjektiv montiert griffbereit am Fenster.

Und zum Glück habe ich verständnisvolle Kollegen*innen.

Die bei uns vorwiegend vertretene Art ist das eurasische Eichhörnchen Sciurus vulgaris. Mit einem fürs Klettern, Springen und Balancieren optimierten Körper lebt es in luftigen Höhen.

Die dichte Baumkrone der Tanne bietet ihnen einen hervorragenden Schutz – vor Wind und Wetter, aber primär auch vor Fressfeinden wie Greifvögeln.

Ein geübtes Auge erkennt die Eichkater auch trotz Tarnung!

Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf wie viele andere Kleinsäuger. Igel zum Beispiel fressen sich das Jahr über eine dicke Fettschicht an und machen es sich dann in Laubhaufen oder ähnlich warmen Behausungen bequem. Eichhörnchen sind das ganze Jahr aktiv und legen sich für die Monate mit Futterknappheit Vorräte an. Diese verstecken sie – teilweise auch so gut, dass sie sie selbst nicht mehr entdecken. Für die Bäume ein praktischer Nebeneffekt: die nicht mehr gefundenen Samen keimen im Frühjahr und erreichen so Stellen, an die der Wind sie nicht getragen hätte.

Winterkleid mit gut sichtbaren Ohrpinselhaaren

Bei diesem Exemplar lassen sich sehr gut die lang wachsenden Ohrpinselhaare erkennen. Diese wachsen vom Sommer bis zum Winter. Ebenfalls markant ist die bräunlichere Färbung des Fells. Das Gewand wird dunkler und auch deutlich dichter, um in den kalten Monaten genug Schutz vor der Witterung zu bieten.

Der Zapfen und das Hörnchen

Welche Körpermerkmale reichen aus, um sofort zu erkennen um welches Tier es sich handelt? Für diese Bildidee habe ich mich länger auf die Lauer gelegt. Ich wollte unbedingt nur den Umriss des Schweifs, zusammen mit einem Zapfen der Tanne. Geschafft! Auf den ersten Blick sehen sie sich doch sehr ähnlich oder?

Der Ast hat sich bedrohlich nach unten geneigt, als das Eichhörnchen diesem Zapfen habhaft werden wollte. Der buschige Schweif hilft ihm dabei sich auszubalancieren.

Mit ihrem kräftigen Gebiss können sie ganze Stücke des Zapfens auf einmal herausbrechen

Natur direkt vor der Haustüre, bzw. bei mir vor dem Fenster. Das macht mich einfach glücklich sie aufmerksam zu beobachten und wertzuschätzen. Die Tanne ist mittlerweile – Ende Oktober – schon sehr gut abgeerntet. Ich bin gespannt was die nächsten Monate noch bringen und ich entdecken darf! Den Baum eingeschneit zu sehen, würde meine Bilderserie noch abrunden.


Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Eurasisches_Eichh%C3%B6rnchen